Das Warschauer Ghetto im Film
Vielfach wurde die israelische Filmemacherin Yael Hersonski für ihren Dokumentarfilm „Geheimsache Ghettofilm“ aus dem Jahr 2009 ausgezeichnet. Sie nutzte das Rohmaterial eines NS-Propagandafilms, der im Warschauer Ghetto gedreht, aber nie fertiggestellt wurde. Trotz der von den Nazis gestellten Szenen werden wir mit der grausamen Realität des Ghettos kon-frontiert. Hier lebten Janusz Korczak und seine Waisenkinder bis zu ihrer Deportation nach Treblinka Anfang August 1942.
Im Mai 1942 machte ein deutsches Kamerateam – vermutlich im Auftrag des NS-Reichspropagandaministers Joseph Goebbels – einen Monat lang Aufnahmen im Warschauer Ghetto. Yael Hersonski rekonstruierte in aufwändigen Recherchearbeiten den Hintergrund der Filmaufnahmen. Ihr Dokumentarfilm arbeitet mit unterschiedlichen Elementen. Die stummen Schwarz-Weiß-Aufnahmen werden durch gesprochene Tagebuchaufzeichnungen von Adam Czerniaków, dem Ältesten des Judenrats kommentiert. Wir beobachten die Reaktion von Zeit-zeugen/innen beim Anschauen des Films. Das Verhör mit dem NS-Kameramann Willy Wist wird von Schauspielern nachgesprochen. So entsteht eine dichte und reflexive Dokumentation, die den Zuschauer nicht gänzlich mit den Bildern der dramatischen Zustände im Ghetto allein lässt. Vor allem aber wird auch die propagandistische Absicht systematisch durchkreuzt.
http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/geheimsache-ghettofilm/157498/der-film